„Wir gestalten mit unseren Möglichkeiten – nicht mit den Wahrscheinlichkeiten.“ (Max Thinius)

Für mehr Lebens- und Wirtschaftsqualität

Institut der Möglichkeiten

Um Zukunft zu gestalten, müssen wir uns auf unsere Möglichkeiten konzentrieren, nicht auf Wahrscheinlichkeiten.

Im industriellen Zeitalter haben wir allerdings gelernt, in Wahrscheinlichkeiten zu denken und zu handeln. Ganze Strukturen in Wirtschaft, Politik, Unternehmen bis hinein in den privaten Bereich sind darauf ausgerichtet. Denn industriell sind wir von einem großen zentralen System abhängig. Damit das „rund“ läuft, müssen wir möglichst alle Wahrscheinlichkeiten vorhersehen und uns darauf vorbereiten, dass, wenn eine davon eintrifft, wir schnell handeln können.

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Jetzt kann man sich vorstellen, dass eine Vorbereitung auf eine Vielzahl an Wahrscheinlichkeiten viele Kräfte bündelt. Und genau das ist in der Industrialisierung passiert. Deshalb hat sich auch ein Spezialistentum herauskristallisiert. Spezialisten haben nämlich ein großes Wissen in einem Bereich und können bei entsprechend auftretenden Wahrscheinlichkeiten schnell handeln. Wir haben also viel Wissen angesammelt, das wir selten brauchten, denn wie wahrscheinlich passiert etwas.

In der Vielzahl der industriellen Prozesse und Mitmenschen, die hier an hunderten und tausenden Stellen involviert sind und miteinander arbeiten, entsteht daraus ein Ganzes. Dabei nehmen wir immer Rücksicht auf den begleitenden Prozess. Unser industrielles System ist ein Meisterwerk aufeinander abgestimmter Prozesse, die alle ineinandergreifen. Sogar zu just-in-time Lieferungen im beispielsweise Automobilbau haben wir es gebracht: Tausende Einzelteile, an denen jeweils für sich ganze Ketten an Menschen und Prozessen geforscht und gearbeitet haben, kommen Sekunden genau am Fließband an. Das ist eine unglaubliche Meisterleistung, zeigt aber auch, dass Veränderungen in diesen Prozessen extrem aufwändig sind, da sie weit reichen.

Jetzt kommen wir in die Digitalisierung. Besser gesagt: Seit 2010 leben wir ganz offiziell im digitalen Zeitalter. Hier laufen die Prozesse anders. Die Maschinen und Produktionsmethoden werden zunehmend kleiner und günstiger. Einzelne Menschen können zunehmend vorgefertigte Software-Codes oder Produktbestandteile ganze einfach via Internet finden. Das führt zu zwei neuen, aber elementaren Änderungen in unserem Verständnis von Produktion und Gesellschaft: Es zählt weniger das Spezialwissen, sondern zunehmend das Generalwissen, mit dem Menschen verschiedenste Bestandteile verbinden können. Diese beurteilen sie nicht mehr nach Wahrscheinlichkeiten (was möchte ich eliminieren), sondern nach Möglichkeiten (was ist mein Ziel).

Damit einher geht die technologische Möglichkeit, dass Prozesse immer kleiner, immer lokaler umgesetzt werden konnten. Selbst eine Automobilfabrik brauche ich zukünftig nicht mehr mit einem Band. Eine größere Garage reicht, in welcher mehrere Roboter gleichzeitig Teile zusammensetzen, die angeliefert werden. Und zwar nicht nach einer ganz bestimmten Reihenfolge, sondern darauf beruhend, welche Teile gerade vorhanden sind – also auch hier an den Möglichkeiten ausgerichtet.

Derartige Produktionsmodelle gibt es für nahezu alle Branchen, was dazu führen wird, dass zentrale große Fabriken sich zunehmend auflösen und zu lokaleren Produktionen kommen. Unlängst haben sich weltweit 35.000 Tischlereibetriebe zusammen geschlossen. Sie verfügen jeder über eine digitale Produktionsmaschine mit der sie zum Beispiel ein Regalsystem eines weltweiten Möbelhauses an 35.000 Orten lokal herstellen können, wenn sie einen entsprechend digitalen Bauplan erhalten. Und zwar zu exakt derselben Qualität und bereits heute zu einem Preis, der nicht viel teurer ist als die heutige zentrale industrielle Produktion, wenn man die Logistikkosten herausrechnet. Würde man die CO² Kosten einbeziehen, wären sie damit heute bereits viel günstiger. Und: Kunden haben zudem die Möglichkeit, bei ihrem lokalen Tischler Anpassungen zu bestellen. Das Regal zum Beispiel 10 cm breiter zu bestellen, damit es exakt an die Wand passt.

Auch hier wieder: Es ist der Blick auf die aktuellen Möglichkeiten, der diese neuen Produktionsweisen ausmacht. Wir könnten hier unendlich viele Beispiele aller Branchen, für politische Prozesse, Gestaltung von Unternehmensprozessen bis hin zum persönlichen Alltag jedes einzelnen Menschen geben. Es ist ein radikales Umdenken, das man allerdings, wenn man es einmal antizipiert hat, zunehmend umsetzen kann. Dabei bildet man dann gleich die richtigen Kompetenzen aus. Individuelle wie auch überindividuelle Kompetenzen von beispielsweise Unternehmen oder ganzen Regionen. Man findet einfach viel mehr neue Möglichkeiten.

Und man findet nicht nur mehr Möglichkeiten, sondern auch schneller. Je mehr man kollaboriert, desto schneller kommt man hier zum Ziel. Wir können es uns also gar nicht mehr leisten, den industriellen Prozessen mit ihren Wahrscheinlichkeiten zu folgen, wenn wir konkurrenzfähig bleiben wollen.

Ein weiterer positiver Effekt: Ein Fokus auf die Möglichkeiten bietet Menschen eine ungleich höhere Identifikation als ein Fokus auf oft nicht eintreffende Wahrscheinlichkeiten. Man kann sie auch viel besser mit eigenen Möglichkeiten abstimmen, lebt und arbeitet zufriedener. Ein Effekt, der auf Unternehmungen oder Regionen hochgerechnet, einen weiteren massiven Hebel in Gang setzt.

Dazu kommen jetzt noch Softwarestrukturen, die ebenfalls nicht mehr zentral, sondern dezentral programmiert werden, neue Ernährungssysteme und Möglichkeiten, das Gesundheitssystem sich von einem kurativen zu einem präventiven System entwickeln zu lassen. All das passiert auf Basis von Möglichkeiten.

Bei Futurneo zeigen wir nicht nur die neuen Möglichkeiten, werfen also einen Blick in die Zukunft, sondern auch, wie man sie integriert –  in seinen Alltag, ob Mensch, Unternehmen oder Region –  und damit eine neue Form der Wertschöpfung aufbaut. Einer Wertschöpfung für mehr Lebens- und Wirtschaftsqualität. Das ist alles möglich!

Max Thinius

Europas führender Futurologe und Zukunftsgestalter. Neben seiner Arbeit als Berater für Menschen, Unternehmen und Regionen, ist er Moderator und Bestsellerautor.